EEG-Ableitung
Diagnostischer Schwerpunkt ist die EEG-Ableitung bei Kindern aller Altersgruppen. Das Team ist geschult im Umgang mit Kindern und ihren Angehörigen. Alle EEG-Registrierungen werden dem neuesten Stand der Technik entsprechend digital und synchron mit Video aufgezeichnet und gespeichert. Die Untersuchungen werden von einer(m) Kinderneurologin(en) mit EEG-Zertifikat beurteilt und im Rahmen einer täglichen Teambesprechung diskutiert. Neben ambulanten Untersuchungen führt die Abteilung EEG Ableitungen bei stationär aufgenommenen Kindern (Medizin, Chirurgie, Intensivstation, Rehabilitationszentrum Affoltern, Neonatologie USZ) durch. Bei entsprechenden Fragestellungen (zum Beispiel Status epilepticus, Anfallsregistrierung) können auf Station mehrstündige oder mehrtägige EEG-Ableitungen mit Video durchgeführt werden. Längere EEG-Aufzeichnungen (ohne Video) können auch ambulant zu Hause mit einem tragbaren EEG-Gerät (Vitaport) erfolgen.
Weitere Untersuchungen
Weitere in unserer Abteilung durchgeführte neurophysiologische Untersuchungen sind somatosensorisch evozierte Potentiale (SEP) vom N. medianus und N. tibialis, akustisch evozierte Potentiale (AEP) und visuell evozierte Potentiale (VEP) mit Blitz und Schachbrettmustern. Im Rahmen des Schlaflabors führen wir stationäre Polygraphien, Polysomnographien und MSLT (multiple sleep latency tests) durch.
Epilepsiesprechstunde
In der Epilepsiesprechstunde werden Kinder von Geburt bis zum Beginn des Erwachsenenalters betreut. Die Zuweisung in die Epilepsiesprechstunde erfolgt über den verantwortlichen Arzt. Die Abteilung betrachtet die sorgfältige Information der Angehörigen als wichtigen Bestandteil der Betreuung. Die Sprechstunde findet in der Regel im Anschluss an die EEG-Untersuchung statt, bei stationär aufgenommenen Kindern in Absprache mit dem Stationsarzt.
Das Behandlungskonzept enthält einen festen ärztlichen Ansprechpartner für die betroffene Familie, der auch zwischen den Sprechstundenterminen und gegebenenfalls nach der stationären Entlassung telefonisch für Fragen und Anliegen zur Verfügung steht. Neben der klassischen medikamentösen Behandlung mit Antiepileptika bietet die Abteilung in Zusammenarbeit mit der Ernährungsberatung die ketogene Diät und in Zusammenarbeit mit der Neurochirurgischen Abteilung die Vagusnerv-Stimulation Stimulation als therapeutische Optionen an.
Für eine erfolgreiche Behandlung sind eine umfassende Abklärung und Beratung vor Beginn der Therapie und eine kontinuierliche Betreuung während der Therapie erforderlich.
Ziele einer erfolgreichen Behandlung sind:
- Anfallsfreiheit oder - wenn nicht erreichbar - eine niedrige Anfallsfrequenz mit wenig Medikamenten und möglichst ohne Medikamentennebenwirkungen
- Erhalt und Wiederherstellung des geistigen, motorischen und sozialen Entwicklungspotentials der Kinder
- Hohe Lebensqualität mit möglichst wenig Einschränkungen
- Vollumfängliche Information der Angehörigen über die Erkrankung und - soweit möglich - eine altersentsprechende Information der betroffenen Kinder und Jugendlichen
Epilepsiechirurgie
Die Epilepsiechirurgie hat sich in den letzten Jahren als besonders wichtige Behandlungsoption für Kinder und Jugendliche mit medikamentös schwer behandelbaren strukturellen Epilepsien erwiesen. Spätestens bei nachgewiesener Wirkungslosigkeit von Medikamenten sollen die Möglichkeiten eines epilepsiechirurgischen Eingriffes diskutiert und die entsprechenden Abklärungen (prächirurgische Diagnostik) eingeleitet werden. Im Rahmen dieser Untersuchungen ist eine simultane Video-EEG-Aufzeichnung der epileptischen Anfälle erforderlich. Neuropsychologische Tests sind hilfreich für die Lokalisierung des Anfallsursprungs und für die Beurteilung der Funktionen im betroffenen Hirnareal. Dadurch lässt sich das Risiko von postoperativen neuropsychologischen Defiziten besser abschätzen und verringern. Neben der strukturellen Bildgebung (MRI) kann der Einsatz einer funktionellen Bildgebung, etwa im Sinne der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), der Single-Photon-Emissions-Computertomographie (SPECT) oder einem funktionellen MRI bei speziellen Fragestellungen sinnvoll sein. Ein operativer Eingriff ist möglich, wenn (1) die Anfallssymptome, die Langzeit-Video-EEG-Befunde und die bildgebenden Befunde eine eindeutige Bestimmung des örtlich eingrenzbaren Anfallsursprungs erlauben und (2) eine operaive Entfernung dieses Hirnareals ohne inakzeptable neurologische und neuropsychologische Folgen möglich ist. Da Epilepsien in den ersten Lebensjahren häufig sind und bei einem Drittel der betroffenen Kinder Medikamente nicht ausreichend wirken, hat die frühe operative Intervention bei Säuglingen und Kleinkindern zunehmend an Bedeutung gewonnen. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Kinderneurologen, Neuroradiologen, Neuropsychologen und Neurochirurgen ist Voraussetzung für ein gutes Behandlungsergebnis. Am Standort Zürich erfolgt die prächirurgische Abklärung und epilepsiechirurgische Behandlung von Kindern in einer engen Kooperation von Kinderspital, Schweizerischem Epilepsie-Zentrum
an der Klinik Lengg, Klinik für Neurologie
und Klinik für Neurochirurgie
des UniversitätsSpitals Zürich. Ansprechpartner im Kinderspital sind Frau PD Dr. med. G. Ramantani und Herr PD Dr. med. N. Krayenbühl.
TSC-Zentrum (Tuberöse Sklerose Komplex)
Bei der tuberösen Sklerose handelt es sich um eine seltene, genetisch bedingte Erkrankung, bei der es zu tumorartigen Veränderungen in verschiedenen Geweben, insbesondere dem Hirn, der Haut und den Nieren kommt. Die Betroffenen leiden häufig an epileptischen Anfällen, kognitiven Einschränkungen, anderen neurologischen Symptomen, Nierentumoren sowie diversen Hautveränderungen. Sie benötigen sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter eine kontinuierliche Betreuung durch ein Netzwerk entsprechend erfahrener Ärztinnen und Ärzte, um die in den verschiedenen Bereichen notwendige Diagnostik und Therapie je nach individuellem Verlauf zu koordinieren und auch um neuere Behandlungsverfahren adäquat einzusetzen, wie zum Beispiel bei einem Teil der Patienten die epilepsiechirurgische Behandlung. In der Schweiz leben ca. 1300 Menschen mit tuberöser Sklerose. Fachärztinnen und -ärzte verschiedener Kliniken des UniversitätsSpitals und des Kinderspitals Zürich, des Instituts für Medizinische Genetik der Universität Zürich
sowie des Schweizerischen Epilepsiezentrums Zürich
an der Klinik Lengg haben sich zu einem Kompetenzzentrum für tuberöse Sklerose, der TSC-Plattform Zürich, zusammengeschlossen, um die medizinische Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten zu verbessern. Das Zentrum wurde 2013 als erstes TSC-Zentrum in der Schweiz anerkannt.
Klinische Neuropsychologie
Die klinische Neuropsychologie ist eine angewandte wissenschaftliche Disziplin, die sich mit dem Zusammenhang zwischen der Funktionsweise des Gehirns und dem menschlichen Denken, Erleben sowie Verhalten auseinandersetzt.
Die neuropsychologische Diagnostik beurteilt vor allem folgende Bereiche: Aufmerksamkeit, Sprache, Wahrnehmung, Lernen, Gedächtnis, exekutive Funktionen, Intelligenz, Emotion und Motivation. Sie ermöglicht die Erstellung eines detaillierten Profils der individuellen Stärken und Schwächen, so dass Diagnosen gestellt, Eltern, Therapeuten und Lehrer beraten sowie therapeutische und schulische Massnahmen empfohlen werden können.
Im Kinderspital Zürich werden vor allem Patientinnen und Patienten mit angeborenen oder erworbenen Hirnschädigungen (Epilepsien, Tumore, Schädelhirnverletzungen, Hirnschlag, entzündliche und degenerative Hirnerkrankungen, Entwicklungsstörungen, ..) neuropsychologisch untersucht.
Neuropsychologische Therapien werden im Kinderspital Zürich nicht angeboten.
Für Kinder und Jugendliche, die bei der IV angemeldet sind, muss vorgängig durch den zuweisenden Arzt zwingend eine Kostengutsprache bei der IV verlangt werden.
Die neuropsychologische Diagnostik ist seit dem 01. Juli 2017 eine Pflichtleistung der Grundversicherung.
Für die Anmeldung braucht es eine ärztliche Zuweisung und eine konkrete Fragestellung.