Larissa Flückiger_Advanced Practice Dietitian (APD) Intensivstation im Gespräch
26.09.2022
Hinter den Kulissen

Zusammen für die optimale Ernährung kritisch kranker Kinder

2018 betrat das Kinderspital Neuland: Die schweizweit erste Advanced Practice Dietitian (APD) für die Intensivstation, Larissa Flückiger, trat ihre Stelle an. Sie sorgt dafür, dass intensivmedizinisch versorgte Kinder und Jugendliche optimal ernährt werden.

Text: Maria Völkin, Foto: Barbora Prekopová


2018 realisierte das Kispi im Bereich Intensivpflegestation (IPS) und Neonatologie (Neo) ein Leuchtturmprojekt: Larissa Flückiger schuf zusammen mit Bernhard Frey und Eva Kühlwein die erste APD-Stelle (Advanced Practice Dietitian) der Schweiz, welche Larissa seit 2020 pionierhaft weiterentwickelte und im Alltag verankerte. Während APDs im angelsächsischen Raum seit Jahren etabliert sind, betrat das Kispi in der Schweiz damit absolutes Neuland. Möglich machte das Projekt eine 2-jährige Anschubfinanzierung der Stiftung «Chance für das kritisch kranke Kind» sowie die Stiftung Nutripaed.

Kürzere Liegedauer auf der Intensivpflegestation dank optimaler Ernährung

Während früher die Präsenz der klassischen Ernährungsberaterinnen auf IPS und Neo eher die Ausnahme war, befasst sich Larissa heute täglich systematisch mit der Ernährungssituation aller kritisch kranken Kinder am Kispi. Zu ihren Aufgaben gehören neben der Erstellung von ernährungstechnischen Ist-Soll-Analysen die Durchführung der indirekten Kalorimetrie (Messen des Kalorienbedarfs) sowie die Beratung der Eltern. Ebenso kann das IPS- und Neo-Team dank der Zusammenarbeit mit der APD täglich die enterale oder parenterale Ernährung, etwa die Ernährung über eine Sonde oder einen venösen Zugang, optimieren – sowohl hinsichtlich der Kalorienmenge als auch der Zusammensetzung von Eiweiss, Fett, Kohlenhydraten und Mikronährstoffen. Wissenschaftliche Studien belegen, dass sich mit einer optimalen Ernährung die Liegedauer auf der Intensivstation reduzieren sowie die Sterblichkeit senken lässt. Ausserdem verbessert sich das Langzeitergebnis deutlich.

Klinische Ernährung auf wissenschaftlicher Basis

Bereits im Rahmen ihres Bachelor-Studiengangs war Larissa fasziniert von Themen der enteralen und parenteralen Ernährung beim kritisch kranken Kind. Daher wechselte sie nach Jahren der Arbeit mit Erwachsenen 2016 ans Kinderspital ins Team der Ernährungsberatung, welchem sie mittlerweile als Stellvertreterin von Nathalie Metzger vorsteht. Als Verantwortliche für die klinische Ernährung baute sie den klinischen Bereich im Kispi aus und absolvierte daneben den Master of Science in Ernährungsmedizin an der Universität Graz. Auch am Kispi ist sie zusätzlich zu ihrer klinischen Arbeit im Bereich Forschung, Projektarbeit und Teaching aktiv. Aktuell befindet sie sich – zusätzlich zu ihrer Arbeit am Kispi – in einem PhD-Programm am Institut für Pflegewissenschaften der Uni Wien.

Ernährung als Teil der Spitzenmedizin

Im Sinne eines «zusammen» gehört sie der Ernährungsberatung an, die Teil der Abteilung Gastroenterologie und Ernährung ist. Im Rahmen ihrer Spezialisierung auf kritisch kranke Kinder und Neugeborene arbeitet sie ausserdem eng mit dem Team der IPS und Neo zusammen. Dies ermöglicht, dass die Ernährung als Teil der Spitzenmedizin bei den höchst vulnerablen kritisch kranken Kindern und Neugeborenen weiter verbessert wird. Dies stösst nicht nur bei den Eltern, sondern auch bei allen Berufsgruppen auf positive Resonanz.

Noch bis Ende 2022 ist die Finanzierung der APD dank der Stiftung Chance und der Stiftung Nutripaed gesichert. Wie es danach weitergeht, ist noch unklar. Klar ist jedoch: Mit der geplanten Einführung einer standardisierten Infusionslösung (Numeta) und weiteren Fortschritten in der Ernährungsmedizin kommen neue Herausforderungen auf das Kispi zu, bei der die Expertise einer APD im klinischen Alltag entscheidend ist.