Pflegefachfrau Johanna Degenhardt
11.09.2025
Intensivstation

Sepsis: Kinderspital Zürich engagiert sich gegen unterschätzte Gefahr

Jährlich erkranken in der Schweiz über 20’000 Menschen an einer Sepsis, rund 4’000 sterben daran. Damit fordert Sepsis mehr Todesfälle als Herzinfarkte oder Schlaganfälle: Bei Herzinfarkten werden jedes Jahr rund 19’000 bei Schlaganfällen rund 22’000 Patientinnen und Patienten hospitalisiert – mit je etwa 2’500 Todesfällen. Besonders gefährdet von Sepsis sind Neugeborene, Kleinkinder und ältere Menschen.

Diese Zahlen stammen aus einem aktuellen wissenschaftlichen Bericht des Swiss Sepsis Program, der zum Welt-Sepsis-Tag am 13. September 2025 veröffentlicht wird. An der Auswertung beteiligt waren Fachleute des Universitäts-Kinderspitals Zürich, gemeinsam mit Forscherinnen und Forschern von Unisanté Lausanne und der Universität Basel.

Unter Sepsis versteht man eine schwerwiegende und unkontrollierte Reaktion des Körpers auf eine Infektion. Sie kann Organe schädigen, einen Schock auslösen und tödlich enden. Trotz medizinischem Fortschritt sind die Zahlen in den letzten Jahren nicht zurückgegangen: «Die Gefahr durch Sepsis wird immer noch unterschätzt», sagt PD Dr. Nora Lüthi, Erstautorin des neuen Berichts und Co-Leiterin des Swiss Sepsis Program. Zusammen mit Prof. Luregn Schlapbach, Intensivmediziner am Universitäts-Kinderspital Zürich, leitet sie das Swiss Sepsis Program.

Kostentreiber für unser Gesundheitssystem

Die aktuelle Analyse zeigt zudem die grossen Belastungen für das Gesundheitssystem: Ein Sepsis-Fall verursacht durchschnittlich 50’000 Franken direkte Kosten, gesamthaft über eine Milliarde Franken pro Jahr: «Die Berechnungen belegen klar, dass Sepsis eine grosse Bedrohung darstellt und unsere Gesellschaft mit enormen Kosten belastet. Im Gesundheitssystem müssen Erkennung, Behandlung und Nachbehandlung der Sepsis deshalb dringend höher priorisiert werden», erklärt Prof. Luregn Schlapbach, Intensivmediziner am Universitäts-Kinderspital Zürich und Co-Leiter des Programms. Er ergänzt: «Was zudem weiterhin fehlt in der Schweiz ist eine nationale Koordination der Forschung zu Sepsis, damit Forschungsresultate rascher auch eine Auswirkung auf die Behandlung von Patienten haben können.»

Das Universitäts-Kinderspital Zürich engagiert sich gemeinsam mit dem Inselspital Bern und dem Centre hospitalier universitaire vaudois Lausanne (CHUV) im nationalen Swiss Sepsis Program. Ziel ist es, Sepsis früher zu erkennen, besser zu behandeln und die Nachsorge von Betroffenen zu stärken.

Ein zentrales Signal ist zudem die neue Sepsis-Erklärung, die Fachleute und Betroffene gemeinsam verabschiedet haben. Sie ruft dazu auf, Sepsis in der Schweiz entschlossener zu bekämpfen und kann von allen Interessierten online unterzeichnet werden.

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