Pharmazie, Medikamente im Patientenzimmer
30.01.2023
Spitalpharmazie

Medienmitteilung: Unterstützung für digitales Tool zu Kinderdosierungen

Die Dosierung von Medikamenten für Kinder bereitet schweizweit den Fachleuten Kopfschmerzen. Dosierungsfehler sind häufig – mit potentiell schwerwiegenden Folgen für junge Patientinnen und Patienten. Ein Spin-off des Kinderspitals Zürich bietet eine Lösung an und erhält dafür finanzielle Unterstützung von der Eidgenössischen Qualitätskommission.

Die junge Patientin hat Fieber, sie ist 14 Wochen jung und wiegt 2'400 Gramm. Welche Menge eines fiebersenkenden Sirups darf ihr die Kinderärztin verschreiben? Die Packungsbeilage zum Sirup enthält keine Dosierungsangaben für Säuglinge. Fälle wie diese sind Alltag in Apotheken, Arztpraxen, Permanencen und vielen Spitälern in der ganzen Schweiz. Die Fachpersonen berechnen Dosierungen für Kinder oft im Kopf oder mit dem Taschenrechner. Eine aktuelle Schweizer Simulationsstudie zeigt, dass so berechnete Kinderdosierung fehlerhaft sein können. Das kann gravierende Folgen haben für die jungen Patientinnen und Patienten.

Das Universitäts-Kinderspital Zürich hat auf die Herausforderung mit einer zukunftsweisenden Lösung reagiert: Dessen Tochterfirma PEDeus AG hat vor vier Jahren ein eHealth-Tool entwickelt. Dieses bietet eine grosse Datenbank an national harmonisierten und klinisch nachgewiesenen Dosierungsempfehlungen für Kindermedikamente. Vor allem aber berechnet es Dosierungen patientenindividuell und automatisch. Mehrere Spitäler, darunter auch das Kinderspital Zürich, Apotheken und Arztpraxen setzen das Tool bereits erfolgreich ein. Die oben genannte Studie kommt zum Schluss, dass Fachpersonen mit Hilfe des Tools 77 Prozent der Medikationsfehler vermeiden und dabei sogar Dosierungen schneller berechnen können.

Die Eidgenössische Qualitätskommission (EQK) hat deshalb entschieden, die PEDeus AG finanziell mit einem Betrag von CHF 1.2 Mio. in den nächsten zwei Jahren zu unterstützen. Ziel ist, das eHealth-Tool weiterzuentwickeln und es künftig auch vermehrt in Apotheken und Arztpraxen einzusetzen. Dr. Priska Vonbach, CEO der PEDeus AG, sagt: «Wir sind dankbar, dass die EQK unsere Vision einer sicheren Medikation für Kinder teilt. Unser Tool ist eine unerlässliche Stütze im klinischen Alltag und in seiner Funktionsweise einzigartig in ganz Europa.»

Obwohl der Nutzen von smarten Tools in der Kindermedizin erkannt ist, kommt deren Implementierung in der Schweiz nur zögerlich voran. In den vergangenen Jahren wurden politische Vorstösse eingereicht, deren Umsetzung allerdings auf sich warten lässt. Die EQK hat nun mit ihrer Unterstützung der PEDeus AG einen Meilenstein gesetzt zugunsten einer besseren Kindermedizin.
 

Ansprechperson für Fragen:
Dr. Priska Vonbach, CEO PEDeus AG, 044 521 73 81 oder @email

 

Weshalb sind Dosierungen von Kindermedikation fehleranfällig?
Die medikamentöse Therapie von Kindern ist komplexer als diejenige von Erwachsenen. Medikamente werden zum grössten Teil für Erwachsene erforscht und entwickelt, nur selten werden sie in einem zweiten Schritt für Kinder angepasst. Dadurch fehlen häufig verlässliche Daten zur Wirksamkeit und Dosierung für Kinder. Zudem befinden sich Säuglinge und Kinder in der Entwicklung oder können teilweise keine Arzneimittel schlucken. Die Dosierung von Medikamenten muss also auf ihr Alter (bei Frühgeborenen sogar auf den Reifegrad) und auf ihr Gewicht sowie die Verabreichungsweise angepasst werden. Das stellt Fachpersonen vor enorme Herausforderungen.

Über PEDeus AG
Die PEDeus AG wurde im Sommer 2018 als Tochterfirma des Universitäts-Kinderspitals Zürich gegründet. Sie hat anfangs 2019 das webbasierte Tool «PEDeDose» lanciert, welches Gesundheitsfachpersonen in der Entscheidungsfindung bei Medikamentendosierungen für Kinder unterstützt und damit für einen sicheren Arzneimitteleinsatz sorgt. Heute ist PEDeDose in mehreren grossen Kinderspitälern im Einsatz und soll in Zukunft vermehrt auch in Apotheken und ärztlichen Praxen Einzug finden.

Über die Simulationsstudie
Die Studie wurde 2022 im Auftrag der PEDeus AG in Zusammenarbeit mit der Universität Basel durchgeführt. Gesundheitsfachpersonen aus Spitälern, Apotheken und Arztpraxen berechneten im Rahmen der Studie über 900 pädiatrische Dosierungen. Mehr zu den Ergebnissen.