Der Kardiochirurg Oliver Kretschmar operiert im Herzkatether ein krankes Kind
19.08.2020
Kardiologie

Biologisch abbaubar: Erste Kinder mit neuartigen Herzimplantaten

Prof. Dr. Oliver Kretschmar, Chefarzt Kardiologie am Kinderspital Zürich, hat Anfang August zwei Kindern biologisch abbaubare Herzimplantate eingesetzt. Sie lösen sich mit der Zeit fast vollständig auf. Das ist eine Premiere in der Schweiz.

Beim Implantat der Schweizer Firma Carag AG handelt es sich um eine Art «Schirmchen», mit dem angeborene Defekte in der Vorhofscheidewand des Herzens verschlossen werden. Das Gerüst besteht aus Milchsäure, dazu kommen zwei dünne Kunststoffscheiben aus Polyester. Eingesetzt wird das Implantat mittels eines minimalinvasiven Herzkatherverfahrens. Innerhalb von wenigen Wochen ist es mit körpereigenem Gewebe bedeckt. Nach maximal zwei Jahren hat sich das Gerüst vollständig aufgelöst. Zurück bleiben dann die Kunststoffscheiben und die neugebildete Scheidewand aus eigenem Gewebe.

Kein metallisches Fremdmaterial mehr im Herz

Diese Innovation stellt einen weiteren Meilenstein in der Behandlung angeborener Herzfehler im Kindesalter dar. Bisher bestanden die Implantate aus einer speziellen Metalllegierung, die in die Scheidewand des Herzens einwächst und zeitlebens dort verbleibt. Sehr selten kann das zu Allergien, Blutgerinnseln, Verletzungen am Herz oder Herzrhythmusstörungen führen. Auch stellen diese Implantate ein Hindernis für elektrophysiologische Katheterverfahren dar, mit welchen Herzrhythmusstörungen behandelt werden. Die neuen bio-degradierbaren «Schirmchen» lösen quasi eine Selbstheilung im Herz aus, ohne dass metallisches Fremdmaterial zurückbleibt. Insbesondere für Kinder mit kleinen, wachsenden Organen ist das ein grosser Vorteil.

Noch weniger Komplikationen bei Eingriff erwartet

Durchgeführt hat die ersten beiden Eingriffe mit den neuen, bio-degradierbaren «Schirmchen» Prof. Dr. Oliver Kretschmar, Chefarzt Kardiologie am Universitäts-Kinderspital Zürich. Die beiden behandelten Kinder konnten das Spital bereits zwei Tage nach der Implantation wieder verlassen, es geht ihnen sehr gut. Beim Eingriff mittels Herzkatheter kommt es nur sehr selten zu Komplikationen. Oliver Kretschmar und sein Team gehen davon aus, dass das Verfahren dank der neuen Implantate noch sicherer wird.

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