Familienzentrierte Pflege
Familienzentrierte Pflege ist eine grundlegende Haltung in der Begegnung mit Familien. Das Kind als Teil seiner Familie steht im Fokus der pflegerischen Versorgung.
Konzept «Familienzentrierte Pflege»
In unserem Konzept werden der Familienbegriff und auch die familienzentrierte Pflege definiert. Wir setzen uns mit dem oft komplexen Assessment von Situationen und entsprechenden Interventionen auseinander. In der familienzentrierten Pflege sind Gespräche das zentrale Element. Neben verschiedenen Weiterbildungselementen investieren wir deshalb in Kommunikationsschulungen und Gesprächstrainings für das Fachpersonal. Auf der Basis der Strategie 2021–2025 arbeiten wir am Kinderspital daran, über alle Berufsgruppen hinweg die Familie ins Zentrum zu stellen.
Workbook
Das Workbook ist ein kreativer Übungsansatz zur familienzentrierten Pflege. Es unterstützt dabei, das Modell in den praktischen Alltag zu integrieren. Alle Mitarbeitende im Pflegedienst sind im Besitz dieses selbst erstellten Workbooks. Es ist ein individuelles Buch für Übungen und Reflexion im Praxisalltag, alleine oder im Team.
Bei Interesse an weiteren Inhalten des Workbooks kann die Leiterin Pflegeentwicklung, Andrea Ullmann-Bremi, kontaktiert werden.
Wie zeigt sich familienzentrierte Pflege?
Familienzentrierte Pflege verständlich zu beschreiben ist nicht ganz einfach.
Folgende kleine Geschichte drückt aus, wie familienzentrierte Pflege aussehen kann:
«Der 8-jährige Luca hat eine schwere Brandverletzung. Die Akutphase der Versorgung ist zum Glück vorbei und er wohnt wieder zu Hause bei seiner Familie. Neben der aufwändigen täglichen Pflege zu Haus muss er alle 6 Monate zur Narbenkorrektur ins Spital. Dank Gesprächen und familienzentrierten Abklärungen weiss das Versorgungsteam, dass Luca jeweils im Herbst und im Frühling zur Narbenkorrektur aufgeboten werden soll. Dies passt gut in den Jahresablauf der Familie, die im Sommer einen Hof und im Winter einen Skilift betreibt und dann jeweils zeitlich stark beansprucht ist. Da die Eltern aufgrund des beruflichen Engagements und des sonstigen Familienlebens nicht immer präsent sein können, hat die Pflegeberatung mit den Eltern bereits im Vorfeld für die Hospitalisationszeit eine Betreuung durch freiwillige Helferinnen organisiert. Auch wurde schonmal ein geplanter Spitaleintritt verschoben, da er mit dem Geburtstermin eines Geschwisterkindes kollidierte. Gespräche und sorgfältiges Hinhören ermöglichen eine optimale Planung des Spitalaufenthalts für Luca und seine Familie»
Die Geschichte zeigt, dass es wichtig ist, den Spitalaufenthalt ins Familienleben zu integrieren und eine gewisse Normalität zu erreichen, trotz der Einschränkungen durch die langwierige Nachbehandlung der Brandverletzung.
In der familienzentrierten Pflege ist es wichtig, den verschiedenen Familienmitgliedern zuzuhören und so ihre Perspektiven und Bedürfnisse wahrzunehmen. Häufig aufkommende Themen sind gemäss einer Studie mit Eltern von herzkranken Kindern das Streben nach Normalität, das Akzeptieren der Krankheit, die Herausforderung, die entsprechende Rolle als Eltern und Familie zu finden sowie der Anspruch, «Supereltern» bzw. eine «Superfamilie» zu sein. (Lumsden M.R. et al., 2020)